18. April 2024 Timo Hörske - persönlicher Blog

Bienentagebuch – Teil 10: Frühjahrsdurchsicht

Im Bienentagebuch ging es bereits mit einem Ausblick auf die anstehende Imkersaison los und heute möchte ich euch von der Frühjahrsdurchsicht berichten.

Frühjahrsdurchsicht

Am Wochenende war es schön warm. Die richtigen Bedingungen für eine umfassende Völkerkontrolle – die Frühjahrsdurchsicht. Die Temperatur sollte bei diesen Arbeiten annähernd 20 °C betragen. Mit 15 °C bis 17 °C war es jedenfalls warm genug, dass die Gefahr der Unterkühlung der Brut beim Herausziehen der Brutwaben aus dem Volk überschaubar blieb.

Als Jungimker braucht man für die Frühjahrsdurchsicht eines Volkes mehr Zeit, wie ein erfahrener Imker. Dieser hat einen geschulteren Blick und erkennt schneller, welche Waben und welche Brutnester okay sind. Da ist die Gefahr nicht so groß, dass ein Bien bei geöffneter Beute auskühlt.

Kontrolle muss sein

Wie gesagt, es war ein sonniger Tag und ich habe mir die Zeit genommen unsere Gartenbienen genau durchzusehen. Folgende Punkte habe einer genauen Kontrolle unterzogen:

  • ist frische und verdeckelte Brut in allen Stadien vorhanden und wenn ja wieviel
  • wie groß ist das Volk, wieviele Waben sind von den Bienen besetzt
  • wieviel Futtervorrat ist vorhanden
  • gibt es Verschmutzungen oder tote Tiere

Meine Beobachtungen habe ich in der digitalen Stockkarte notiert.

Diese frühe Phase des Bienenjahres kann kritisch für ein Bienenvolk sein. Mit dem Beginn der Brut wird ein Generationswechsl eingeleitet. Die Winterbienen werden von den Sommerbienen abgelöst. Die aus dem Winter verbliebenen Bienen sind ausgepowert. Kommt dann hinzu, dass die Brut von der Varroamilbe geschwächt wird, so kann es zum Zusammenbruch des ganzen Volkes kommen. Dann ist eine Totenschau umso wichtiger, um die möglichen Ursache zu erkennenund eine mögliche Wiederholung zu vermeiden.

Bei der Frühjahrsdurchsicht muss auch kontrolliert werden, ob noch Futter von der Wintereinfütterung oder einer Notfütterung im Bien vorhanden ist. Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, um das Futter ggf. aus dem Volk zu entnehmen. Andernfalls besteht unter Umständen die Gefahr, dass Futter durch Umtragen in den späteren Honigraum gelangt und der Honig verfälscht wird.

Soweit alles in Ordnung

Gartenbienen, Frühjahrsdurchsicht
Futterwabe mit Honig, Pollen und fleißigen Bienen

Solch ein Bild freut das Jungimkerherz. Eine relativ frische Wabe in der Nähe des Brutnestes mit frischem Nektar und eingetragenem Pollen. Da kann man gut erkennen, dass die fleißigen Damen bereits eifrig in der Umgebung unterwegs waren und fündig geworden sind.

Damit ist defintiv klar, dass die neue Saison auch für unser erstes Bienenvolk gestartet ist.

Neben der Versorgung mit Nektar und Pollen, musste ich natürlich auch sichergehen, dass die Königin gut aus der Wintertraube gekommen ist und wieder angefangen hat Eier (Stifte genannt) in freie Wabenzellen zu legen. Also ging die Suche nach Brutwaben weiter.

Ich brauchte nur eine Wabe weiter schauen. Da konnte ich die ersten Stifte, Rundmaden und verdeckelte Brutzellen entdecken. Unsere fleißige Königin hat also begonnen die Sommerbienen großzuziehen und wird dabei eifrig von den Ammenbienen unterstützt.

Am Flugloch war ebenfalls genug los:

Es schwirrt und summt am Flugloch

Alles in Allem war ich sehr zufrieden mit unserem Bienenvolk. Nun heißt es wöchentliche Kontrolle und schauen, dass die untere Zarge am nächsten Wochenende aufgeräumt wird und der neue Honigraum für diese Saison vorbereitet wird.

Begriffe

Im Text haben sich wieder ein paar “Fachbegriffe” eingeschlichen. Hier folgt eine kurze Erklärung.

Brutwaben

Brutwabe, Frühjahrsdurchsicht
Blick auf eine Brutwabe mit Rundmaden und verdeckelter Brut

Die Brutwaben sind Ort der Aufzucht der Bienen und der Messpunkt, wenn es um Volksstärke und Nachwuchs geht. Auf den Brutwaben wird immer nach Brut in allen drei “Stadien“ gesucht, also Stifte (Stadium 1), quasi die frischen Bieneneier, Maden (Stadium 2) und verdeckelte Brut (Stadium 3), die mit Wachs verschlossenen Zellen einer Wabe in denen aus einer Made erst eine Puppe wird und dann das adulte Tier schlüpft. Auf unserer Stockkarte wird das Vorhandensein aller Stadien oft nur als „1,2,3“ notiert.

Brutnester

Brutnester sind mehrere neben einander liegende Brutwaben die auf beiden Seiten mit frisch angelegten Futterwaben mit Nektar und Pollen flankiert werden.

Stockkarte

Die Stockkarte ist ein Dokumentationsbogen auf denen der Zustand des Bienenvolkes und die getätigten Arbeiten am Volk notiert werden. Dies dient dazu Erfahrungen besser nachvollziehbar zu machen und ggf. entstandene Fehler besser zukünftig zu verhindern. Wir nutzen die digitale Stockkarte von ibeekeeper.de

Sommerbienen

Die Sommerbienen ist in der Imkerei eine Bezeichnung für die Arbeiterinnen, die zwischen Frühjahr und Spätsommer “geboren” werden. Die Lebenserwartung beträgt ca. 5 – 6 Wochen und ist damit im Vergleich zur Lebenserwartung der Winterbienen erheblich kürzer, dies liegt an der höheren “Arbeitsbelastung” und damit stärkeren Alterung der Bienen im Sommer. Es gibt daher in einem Sommerhalbjahr weit mehr als eine Generation von Sommerbienen. Die Sommerbienen unterscheiden sich sonst anatomisch und physiologisch nicht von den Winterbienen.

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